Auswirkungen der Spielerzahl

Welche Karten kaufst du zuerst - wie sieht dein optimales Deck aus?
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GwinnR
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Auswirkungen der Spielerzahl

Beitrag von GwinnR »

Die meisten von uns bevorzugen wohl eine bestimmte Anzahl an Spielern. Manche spielen lieber zu zweit, andere lieber zu viert. Manchmal muss oder will man dann aber mit einer anderen Spielerzahl spielen. Und dann spielt man die gleiche Strategie, die sonst immer so gut funktioniert und kommt auf keinen grünen Zweig. Kein Wunder, denn es gibt einige bedeutende Unterschiede je nach Spielerzahl. Diese sollten berücksichtigt werden und diese werde ich hier versuchen darzustellen.
Im Ansatz gehe ich meistens von 2er-Spielen aus (weil ich das meistens spiele) und vergleiche das mit Mehrspieler-Spielen. Spiele mit 5 und 6 Spielern sollen hier außen vor bleiben, weil das wahrscheinlich nur wenige Leute spielen und ich damit keine Erfahrung habe. Dort gelten die Erwägungen aber entsprechend und in noch extremerem Maße.

Königreichkarten
Auch wenn man mit mehr Spielern spielt, bleibt die Anzahl der Königreichkarten auf einem Stapel immer 10 (ausgenommen Punktekarten). Das bedeutet, dass man weniger davon bekommen kann. Strategien, die darauf beruhen, viele Karten eines Stapels zu bekommen werden entsprechend geschwächt. Das gilt oftmals auch für eine Kette, die zwar nicht enorm viele Karten eines Stapels braucht, aber doch oft einige davon haben will. Insbesondere dann, wenn es nur eine Aktionsgeber oder einen Kartenzieher gibt.

Punktekarten
Bei 2 Spielern gibt es je 8 Punktekarten, bei 3 und Spielern je 12. Das heißt, dass es bei 2 und 3 Spielern für jeden jeweils 4 Punktekarten gibt, bei 4 Spielern nur 3. Bei 4 Spielern wird man also weniger Punkte machen. Dadurch werden Strategien mit Punktechips leicht gestärkt, weil man davon immer noch genauso viele Punkte bekommt. Das sollte man aber auch nicht überschätzen, weil man davon auch weniger bekommen kann (s.o.) und man sie seltener spielen kann (siehe nächster Punkt).

Spielende und Geschwindigkeit
Bei mehr Spielern ist das Spiel idR deutlich schneller und man kommt nicht so oft zum Zug. Auch das schwächt Ketten enorm, da sie eine gewisse Zeit zum Aufbau brauchen, bis sie stark werden und gut funktionieren.
Dadurch, dass es trotzdem nur 10 Karten pro Königreichstapel gibt, kann es auch viel schneller zu einem Drei-Stapel-Ende kommen. Das stärkt tendentiell Rushes oder allgemein Strategien, die auf Königreich-Punktekarten setzen. Damit holt man schon früh Punkte und liegt vorne, wenn das Spiel schnell vorbei ist. Zudem führen solche Strategien selbst meistens zu einem (schnellen) Drei-Stapel-Ende, was das ganze nochmals beschleunigt.
Auch ist das Ende des Spiels nicht unbedingt so vorraussehbar. Bei 2 Spielern weiß ich zum Beispiel, dass der Gegner das Spiel nicht beenden kann, wenn noch 2 Provinzen ausliegen. Wenn bei 4 Spielern noch 3 Provinzen ausliegen, ist es meistens unwahrscheinlich, dass das Spiel endet, bevor man wieder dran kommt. Trotzdem kann es passieren.
Das alles führt mE dazu, dass man etwas mehr auf Nummer sicher gehen sollte und eher mal die Punktekarte kaufen sollte, statt weiter aufzubauen. Schließlich wird auch nicht so oft gemischt, wenn man nicht so oft drankommt. Deswegen sind die Punktekarten auch nicht ganz so schädlich und eine weitere gute Karte auch nicht ganz so hilfreich.

Angriffe und Verteidigung
Kartenreduzierer: Hat schon der Spieler vor mir einen Kartenreduzierer (z.B. Miliz) gespielt, so hat jeder nur noch (idR) 3 Karten auf der Hand. Mein Angriff betrifft also nur noch eine Person statt alle anderen. Der Angriff ist also nicht so stark. Und wenn noch jemand anderes in der Runde einen Kartenreduzierer spielt, wird die vorige Person auch getroffen, sodass der eigene Angriff unnötig gewesen wäre. Deswegen kann man sich überlegen, ob man ganz darauf verzichtet. Andererseits wird man aber trotzdem häufiger getroffen, sodass eine Verteidigung wichtig ist.
Fluchgeber uÄ: Wenn ich im Spiel zu zweit keinen Fluchgeber kaufe, bekomme ich alle Flüche (10). Bei drei Spielern nur die Hälfte (aber auch 10), bei vier Spielern ein Drittel (auch 10). Zu beachten ist aber, dass bei zwei Spielern der andere keinen bekommt, bei drei Spielern jeder 5 und bei vier Spielern jeder 6,67. Der Unterschied ist also nicht so groß. Natürlich sind Flüche immer noch sehr böse, sodass man sich gut überlegen sollte, ob man auf den Fluchgeber verzichtet. Auch auf Verteidigung kann man eher verzichten, aber auch das sollte man gut überdenken. Schließlich verändert sich das Verhältnis zu unseren Ungunsten, wenn die anderen sich verteidigen. Meistens wird man also weder auf den Fluchgeber noch auf Verteidigung verzichten wollen.
Entsorger: Entsorger wie Trickser oder Saboteur werden bei mehr Spielern nerviger, denn sie können häufiger gespielt werden. Hier kann es im Extremfall passieren, dass mehr entsorgt wird, als man nachkaufen kann. Deswegen ist hier eine Verteidigung deutlich wichtiger als im Zweierspiel, wo Entsorger noch nicht wirklich stark sind.
"Gainer": Das soll Karten bezeichnen, die dem Gegner im weitesten Sinne irgendetwas stehlen, zum Beispiel der Dieb, aber auch das Piratenschiff. Diese werden mit mehr Spielern besser, weil man mehr Karten oder Geldmarker bekommt. Auf der anderen Seite der Medaille sind sie natürlich auch entsorger und deswegen nerviger und erfordern mehr Verteidigung (s.o.).

verschiedene Strategien
Ein 3er-Spiel ist asymmetisch. Das gilt insbesondere dann, wenn zwei verschiedene Strategien denkbar sind. Während sich zwei die Karten klauen, kann der andere ganz alleine sein Ding durchziehen. Das führt dann meistens zum Sieg. Das beste Beispiel ist Werkstatt/Gärten gegen big money auf Provinz. Spielen hier zwei den Rush, bekommen sie selten genug Punkte, um über die paar Provinzen des anderen zu kommen. Spielen hier zwei big money, kann der andere meistens schnell genug das Spiel beenden und gewinnen.
Gleiches gilt im Spiel zu viert. Auch da ist es schlecht, wenn die eigene Strategie von mehreren Spielern gewählt wird. Ob das für das genaue Beispiel auch gilt, ist ein bisschen fraglich. Wenn drei Leute den Rush spielen kann es auch gut sein, dass das Spiel dann so schnell rum ist (siehe auch oben), dass man gerade nicht mehr genügend Provinzen bekommt.
Man sollte deswegen im Mehrspielerspielen genau darauf achten, was die anderen machen und das eigene Spiel daran anpassen. Sitzt man hinten, kann man das schon zu Beginn oftmals gut abschätzen und dann die richtige Strategie wählen. Das gilt natürlich nur, wenn die Strategien halbwegs ausgeglichen sind. Man sollte nicht auf Teufel komm raus eine neue Strategie suchen, die dann aber viel zu schwach ist, nur weil alle anderen das gleiche spielen.

Glück
Oben (Spielende und Geschwindigkeit) wurde schon angedeutet, dass das Spiel mit mehr Spielern nicht so berechenbar ist. Das macht das Spiel glückslastiger. Es kann mehr unerwartetes passieren und das Spiel kann ganz plötzlich vorbei sein. Auch alle anderen Glücksfaktoren (z.B. Mischglück, Aufdecken von Karten etc.) werden dadurch potenziert. Auch das führt mE dazu, dass man eher auf Nummer sicher gehen sollte, als auf das Glück zu vertrauen. Dass man mehr Glück als ein anderer hat ist zu 50% wahrscheinlich. Dass man aber mehr Glück hat als drei andere ist dann schon nicht mehr so wahrscheinlich.
Auch können insbesondere schlechte Gegner das Spiel in eine komplett andere Richtung lenken. Manchmal helfen sie (unbewusst) einem Spieler, der eine Strategie spielt, die nicht unbedingt die beste ist, so aber zur Sieger-Strategie wird. Zum Beispiel, wenn man mit dem Piratenschiff spielt (das mit mehr Spielern schon besser wird, s.o.) und die Gegner dann aber noch Geld als "Futter" nachkaufen.

Ausblick
Wie immer muss man (vor und während des Spiels) immer alle Möglichkeiten bedenken und gegeneinander abwägen. Das geht auch, ohne die Unterschiede zu anderen Spielerzahlen im Kopf zu haben. Gerade aber, wenn man mit einer anderen Spielerzahl als sonst spielt, ist es sinnvoll, sich die Unterschiede vor Augen zu halten und zu bedenken, dass man nicht einfach genauso spielen kann wie sonst.

Kommentare, Anmerkungen und Fragen wie immer willkommen. Habt ihr noch irgendwelche Ergänzungen oder seht ihr irgendetwas anders?
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Yola
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Re: Auswirkungen der Spielerzahl

Beitrag von Yola »

Das erinnert mich an die zweite Runde meines ersten Tunieres (letzes Jahr)

Normalerweiße Spiele ich immer im 2 Spieler Modus, mit/gegen meine Mutter.

Am Tisch hatte ich 2 totale Anfanger und einen Erfahrenen Spieler.

Auf dem Feld waren u.a. Piratenschiff, Maskerade, Holzfäller und verschiedenes Zeug zum Karten ziehen, Entsorgen, etc. Ich glaub nen Trohnsaal war auch dabei.

Der Profi hat von sich aus sein komplettes Geld mittels Maskerade und anderen Kram entsorgt und sogar soweit runter gespeilt das er nur noch 5 Karten insgesammt hatte am Spielende hatte er um die 10.

Ich habe mit Piratenschiff gespielt

Die beiden Anfänger haben das gemacht, was man in nen Piratenschiffspiel nicht macht und womit der Profi nicht gerechnet hat, dass dies jemand macht. Sie haben Kupfer nachgekauft. Ich hate also am ende über 11 Münzen auf meien Piratenschiff und hab, da ich meinen Holzfäller durch eine Maskerade mal abgeben musste, immer ein Piratenschiff zum Gelderwirtschaften für eine Provinz udn eines für den Angriff um die anderen zu Stören gespielt. Dadurch hab ich am ende auch Haushoch gewonnen und eine der Spielunerfahrenen Gegnern hat mich zwischendurch gefragt warum ich immer wieder Angriffe, ich hätte ja genug Geld auf dem Tablou...

In einen 2 Spieler Spiel funktioniert Piratenschiff nicht so so gut wie in einen 4 Spieler spiel. Gleichzeitig funktioniert eine solche Karte auch komplett anderes ob man gegen Spiel unerfahrene Gegener oder gegen welche mit hoher Spielerfahrung spielt weil die beiden Gegnertypen komplett anders auf so eine Situation reagieren.
Zuletzt geändert von Yola am Sa 8. Okt 2016, 22:20, insgesamt 1-mal geändert.
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GwinnR
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Re: Auswirkungen der Spielerzahl

Beitrag von GwinnR »

Zeigt auch, dass mehr Glück dabei ist. Je nachdem, wie die Gegner da spielen, kann das plötzlich das ganze Spiel verändern. Aber darauf muss man sich natürlich auch einstellen und das ausnutzen können.

Ergänze ich noch oben.
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