INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Selbstgestaltete Dominion-Karten
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herw
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Re: INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Beitrag von herw »

Ich hatte heute mit meiner Frau eine interessante Diskussion über das Thema Inquisition als Spielthema. Sie konnte mich überzeugen, dass man Inquisition nicht als Thema für ein Spiel nehmen kann, da zu viel Unheil und Schreckliches (Hexen, Hexenverfolgung, Ketzer, Ketzerverbrennung) histrorisch geschehen ist, dass man daraus nicht ein Spiel machen sollte. Das habe ich eingesehen.
Was bleibt? Nun die Idee der Machtkarten als eine Variante der Dauerkarten, die man selbstverständlich auch in anderen Themen verwenden kann. Mich haben von der optischen Gestaltung die eindrucksvollen Bilder aus dieser Zeit und danach fasziniert (siehe z.B. Bilder von Goya).
Das habe ich akzeptiert und hat mich überzeugt. Die Spielidee bleibt natürlich, aber das Thema Inquisition ist für ein Spiel nicht geeignet.. Ich sage mal als Extrembeispiel, dass ich niemals die Judenverfolgung als Thema eines Spiels machen würde.
Also beende ich hier das Thema Inquisition und werde das Thema wechseln. Es gibt auch schon zwei neue Ideen aus dieser Zeit.

Wie ihr sicherlich schon festgestellt habt, bevorzuge ich historische Darstellungen. Meine Recherche hat ergeben, dass es eigentlich zu jedem Thema schöne (qualitativ hochwertige) Darstellungen gibt. Also werde ich das Thema wechseln.

Was ist das, was bleibt? Das Konzept von einer Art Dauerkarten, die aber nicht nur einen Zug lang wirken, sondern beendet werden durch eine weitere „Macht”-Karte (ich habe noch keinen allgemeinen Ausdruck gefunden) oder durch das Mischen des Nachzieh-Stapels, also eine Variante der Dauerkarte.
Ich muss auch berücksichtigen, dass diese Mechanik dieser Karten so allgemein gehalten ist, dass man auch die Chance hat, dieses Konzept für andere Themen zu übernehmen.
Bisher gibt es als Sonderarten nur die Ereignisse und die Landmarken.

Ich suche einen allgemeinen Begriff, der nicht thematisch abhängig ist.
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marktlehrling
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Re: INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Beitrag von marktlehrling »

herw hat geschrieben:Ich hatte heute mit meiner Frau eine interessante Diskussion über das Thema Inquisition als Spielthema. Sie konnte mich überzeugen, dass man Inquisition nicht als Thema für ein Spiel nehmen kann, da zu viel Unheil und Schreckliches (Hexen, Hexenverfolgung, Ketzer, Ketzerverbrennung) histrorisch geschehen ist, dass man daraus nicht ein Spiel machen sollte. Das habe ich eingesehen.
...
das Thema Inquisition ist für ein Spiel nicht geeignet.
Eine sehr interessante Frage, ich würde allerdings tendenziell widersprechen, zumindest gegen das Grundsatzargument "heikle Geschichte hat nix im Spiel zu suchen". Ich bin nicht unbedingt dafür, dass Spiele gewaltverherrlichend sein sollen. Aber eigentlich kann man jedes Thema umsetzen, wenn man es wirklich ernst nimmt und ggf. mit genug Fingerspitzengefühl anfasst. (Ich hab dazu mal einen Vortrag besucht, könnt ihr hier nachlesen.) Daraus können auch besondere Erlebnisse entstehen; als neuere Beispiele, die ihr Thema ziemlich ernst nehmen, kann man "Kolejka" (Einkaufen in kommunistischer Planwirtschaft) und "Les Poilus" (Freundesgruppe französischer Soldaten im 1. WK) nennen.

Bei Dominion muss man ja dazu sagen, dass es - wie so viele Spiele - in einem idealisierten Mittelalter angesiedelt ist. Keine Pest, keine Inquisition, keine verheerenden Kriege*, keine Fronarbeit und Leibeigentum, keine Kreuzzüge, keine Judenverfolgung,... Die Erweiterung "Dark Ages" bringt da ein bisschen was von diesem Flair mit hinein, ohne es aber wirklich beim Namen zu nennen. Vielleicht ist es in einem eher abstrakten Spiel wie Dominion aber auch besser so. Es kommt ja drauf an, wie man mit dem Thema umgeht, und wenn das Spiel das Thema nicht differenziert genug unterstützt, werden die Spieler auch eher undifferenziert damit umgehen. Also halte ich den Einwand deiner Frau zumindest für Dominionkarten relativ berechtigt.

Warum nimmst du nicht einfach passend zum Begriff "Machtkarten" sowas wie Politik/ Gesandtschaften/ Spionage/ Einfluss? Ein bisschen thematisch darf der Begriff allerdings schon sein... Du könntest auch trotzdem was mit der Macht der Kirche als Thema machen, ohne die wirklich üblen Seiten zu zeigen.

* (außer, wenn die Miliz ihre Maskeraden in Königshöfen abhält^^)
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herw
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Re: INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Beitrag von herw »

Diese Argumente sind interessant: welches Thema darf man in einem Spiel verwenden? Wenn ich an so Spiele wie RISIKO oder MONOPOLY denke, dann basieren sie eigentlich auch auf negativen geschichtlichen (Kolonialkriege) oder gesellschaftlichen Themen (Kapitalismus).
Die Spielidee ist aber soweit von der Thematik entfernt, dass man sie akzeptieren kann.
Meine Frau hat (als Geschichtslehrerin) sogleich „unverfängliche” Themen genannt: Musik (oder allgemeiner) Kultur im Mittelalter, (garantiert unverfänglich), aber interessanter noch das Thema Frauen im Mittelalter.
Gerade das letzte Thema erschient mir interessant. Hexen und Hexenverfolgung muss man dann aber in anderem Zusammenhang darstellen.
Ganz im Gegensatz zu den bisher angebotenen Themen von Dominion wird man dadurch sozialkritischer. Es gibt natürlich auch harmlose Themen wie Handwerkskunst, Landwirschft, also heile (Mittelalter-) Welt etc..

total spannend! :) Wenn ich eine Erweiterung für Dominion konzipiere, dann muss das Thema richtig gut gewählt sein. Das abstrakte Erfinden einer neuen Mechanik ist davon unabhängig. D.h. man muss sich die nach der Mechanik, das Thema überlegen - interessante Erkenntnis.

PS: „Einfluss” erscheint mir schon ein guter Anfang für einen übergreifenden Begriff.
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Yola
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Re: INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Beitrag von Yola »

Tabus bei Spielen im allgemeinen gibt es sowieso nicht mehr, grade wenn man PC Spiele da mit einbezieht, da gibt es auch so "Glanzstücke" wo man die erdmodung von J.F. Kennedy nachspielt als Schütze...
Was man auch immer davon halten mag.

Aber auch in Brettspielen gibt es Thema wie Rassissmus, Krieg u.ä. und trozdem gewinnen diese Spiele sogar den "Spiel des Jahres" Preis.
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Asper
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Re: INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Beitrag von Asper »

Ich halte die Inquisition sicherlich nicht für ein besonders erbauliches Thema, aber man darf nicht vergessen, wie lange sie her ist. Auch wenn man gerne glauben möchte, dass Grauenhaftes für immer als grauenhaft im Gedächtnis bleibt, sieht die Wahrnehmung der Menschen doch anders aus. Der Komiker Oliver Kalkofe zB hat gerne die Wandlung des gefürchteten Mörders Ghengis Khan zu einem Pop-Liedchen auf's Korn genommen. Dominion selbst hat uns Hexen, Leichenkarren, Marodeure und Folterknechte gegeben, auch wenn letztere von besorgten deutschen Übersetzern zu "Kerkermeistern" verweichlicht wurden. Den Deutschen ist ebenfalls zu verdanken, dass die ursprünglich geplante Erweiterung "Krieg" zu "Dark Ages" wurde. Hier ist man um das Wohl der Jugend eben besonders besorgt. Na ja.

Allerdings sehe ich zwei andere Gründe, warum die Inquisition ggf kein gutes Thema ist, um es breiter zu behandeln. Zum einen ist Dominion, wie marktlehrling sagt, ein Spiel in einer idealisierten Mittelalterwelt. Es geht nicht um Geschichte. Manchmal treibt das Blüten, die selbst mir zu weit gehen (insbesondere Empires, das auf einem Ereignis sogar die berühmte Waffenniederlegung vor Julius Cäsar zeigt), aber leugnen lässt es sich nicht. Dementsprechend wirken Namen wie "Papst Urban I" etc fehl am Platze.

Das zweite Problem mit der Inquisition ist der Themenkomplex Religion. Es gibt in Dominion einige kleine Referenzen zu dem Thema, wie Kapelle, Bischof, Altar und Kultist, aber sie sind alle sehr losgelöst von der Darstellung tatsächlicher Religion. Der Bischof sieht nicht wie ein historischer Bischof aus - eher könnte man ihn in einem beliebigen Fantasy-RPG erwarten. Die Welt von Dominion kennt kein Glaubensbekenntnis. Und natürlich aus gutem Grund, denn Religion ist ein Thema, das die Menschen nach wie vor beschäftigt, und das nach wie vor ihre Gefühle verletzt.

tldr: Gewalt ist m.E. ein weniger relevanter Einwand gegen das Thema als Geschichte und Religion.

Themen, über die ich schon mal nachgedacht habe: "Modern Times" (daher meine beiden Zahnräder), "Magic" (auch wenn sowohl Adventures als auch die Alchemisten dieses Thema aufgreifen, bleibt wohl genug Raum) und vielleicht tatsächlich sowas wie Theater, Kunst, etc (Shakespeare-Referenzen inbegriffen).
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marktlehrling
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Re: INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Beitrag von marktlehrling »

herw hat geschrieben:Diese Argumente sind interessant: welches Thema darf man in einem Spiel verwenden? Wenn ich an so Spiele wie RISIKO oder MONOPOLY denke, dann basieren sie eigentlich auch auf negativen geschichtlichen (Kolonialkriege) oder gesellschaftlichen Themen (Kapitalismus).
Die Spielidee ist aber soweit von der Thematik entfernt, dass man sie akzeptieren kann.
Ja, für mich sind halt gerade Risiko und Monopoly Beispiele dafür, wie Spiele nicht mit schwierigen Themen umgehen sollten.

Man kann über die Frage, welches Thema "geht", eigentlich nicht objektiv urteilen. Letztlich kommt es immer darauf an, was am Spieltisch für eine Stimmung entsteht, und dafür ist das Spiel selber nur zu einem geringen Anteil verantwortlich. Wenn eine verwerfliche Yolocaust-Stimmung entsteht ("yeah, schau mich an, ich komm jetzt mit meinen 20 Truppen in dein dummes Frankreich und hau alle platt, haha") dann sind eher die Spieler daran schuld. Das Spiel bietet zwar die Plattform, aber letztlich liegt es in den Händen der Spieler, wie sie damit umgehen. Die einfache Antwort auf die Frage nach schwierigen Themen ist: Wir bieten den Spielern diese Plattform einfach nicht. Es gibt aber auch eine schwierige, vielleicht reifere Antwort. Wenn ein Spiel ein schwieriges Thema ernst nimmt, wird es wahrscheinlicher, dass die Spieler das Thema auch ernst nehmen. Ich finde, dass Ernst nicht das Gegenteil von Spaß ist. Aber klar muss das jeder im konkreten Fall selber beurteilen. Viele Spiele, die ernst daherkommen, werden dem ernsten Thema trotzdem nicht gerecht (für mich sind z.B. "Mombasa" oder "Manhattan Project" hart an der Grenze - dass es komplizierte Spiele sind, bedeutet nicht, dass sie auch sensibel mit dem Thema umgehen).
herw hat geschrieben:Meine Frau hat (als Geschichtslehrerin) sogleich „unverfängliche” Themen genannt: Musik (oder allgemeiner) Kultur im Mittelalter, (garantiert unverfänglich), aber interessanter noch das Thema Frauen im Mittelalter.
Gerade das letzte Thema erschient mir interessant. Hexen und Hexenverfolgung muss man dann aber in anderem Zusammenhang darstellen.
Ganz im Gegensatz zu den bisher angebotenen Themen von Dominion wird man dadurch sozialkritischer. Es gibt natürlich auch harmlose Themen wie Handwerkskunst, Landwirschft, also heile (Mittelalter-) Welt etc..
Musik/ Kultur klingt ganz schön, aber da fällt mir nicht viel zu ein (Ich saz ûf eime steine^^), bei Frauen weiß ich nicht so recht, was man da machen sollte (da sie ja eine sehr untergeordnete Rolle spielten), Handwerkskunst ist eh überall bei Dominion verstreut, Landwirtschaft ist durch "Reiche Ernte" abgedeckt.
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Asper
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Re: INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Beitrag von Asper »

Also, ich kann mir "Kultur" zumindest als ausreichend für eine kleine Erweiterung wie "Die Gilden" oder "Reiche Ernte" vorstellen: Mäzene, Spielleute, Schauspieler, Opern, Theater, Doubles, Auktionshäuser, Dichter, Maler, Statuen*, Frescen, Schlachtengemälde, Künstlerviertel...
*lebensgroß, aus Baklava
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Yola
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Re: INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Beitrag von Yola »

Thema, Thema letzendlich ist das auch egal. Man kann auch "Getränkeautomat" als Thema nehmen dann bringt einen halt eine Cola + 2 Aktione + 1 Karte, eine Limo +1 Aktion + 1 Kauf + 2 Karten und ein Grüner Tee +2 Karten +2 Flüche an die Mitspieler.

Bei dieser überlegung in der Badewanne kann man natürlich das ganze auch im richtigen Dominion Style machen "Barkarten" und dann eben Spiritosen nehmen "Gin, Wodka, Scotch" etc. Dann kann man natürlich auch Karten machen die andere Karten vorraussetzen "Martini = DIese Karte kann nur gespielt werden, wenn Gin und Vermut im Spiel sind"
Zuletzt geändert von Yola am Mi 1. Feb 2017, 12:06, insgesamt 2-mal geändert.
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herw
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Re: INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Beitrag von herw »

Yola hat geschrieben:Thema, Thema letzendlich ist das auch egal. Man kann auch "Getränkeautomat" als Thema nehmen dann bringt einen halt eine Cola + 2 Aktione + 1 Karte, eine Limo +1 Aktion + 1 Kauf + 2 Karten und ein Grüner Tee +2 Karten +2 Flüche an die Mitspieler.

Bei dieser überlegung in der Badewanne kann man natürlich das ganze auch im richtigen Dominion Style machen "Barkarten" und dann eben Spiritosen nehmen "Gin, Wodka, Scotch" etc. Dann kann man natürlich auch Karten machen die andere Karten vorraussetzen "Martini = DIese Karte kann nur gespielt werden, wenn Gin und Vermut im Spiel sind"
LOL :D
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Yola
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Re: INQUISITION : Konzept einer neuen Erweiterung

Beitrag von Yola »

herw hat geschrieben:LOL :D
Ersters soll nur zeigen das es letzendlich egal ist für das Spiel ob einem ein "Dorf" +1 Karte +2 Aktionen bringt oder eine "Cola" wie die Karte heißt ist letzendlich irrelevant.

Letzers könnte wirklich ein Konzept für was interessantes sein. Z.b. Als Gemischter Stapel wie die Ritter oder als Sortierter Stapel wie die Schlösser. (wobei als Gemischter fände ich interessanter. Kauf ich mir jetzt den Martini in der hoffnung das mir der Gegner die "Bestandteile" nicht wegkauft oder nicht" wobei man den bedingten Karten unbedingt dann noch zusätzlich + :victory geben sollte damit der Kauf kein kompletter leerkauf ist, wenn man die bestandteile zum AUsspielen der Karte nicht hat)
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